22 November 2005

leopoldstadt: banlieu wiens

wien, leopoldstadt - hier wähnt sich daruman zuhause. die banlieu von paris - da machte es sich die ansässige jugend doch zur gewohnheit, brennende autos als strassenbeleuchtung zu verwenden, um für ihre perspektivenlosigkeit zu kompensieren. oder?

ein seltsamer geruch in der küche, spuren von russ auf der klobrille und, ja genau, eine verschwommene errinnerung and blaulichter und viel geschrei mitten in der nacht... als daruman heute morgen seine wohnung verliess, ergaben die teile des rätsels, über das er beim frühstück gebrütet hatte, plötzlich einen sinn. nein, der brand war nicht im haus auf der gegenüberliegenden strassenseite, es musste in seinem gewesen sein, denn das ganze treppenhaus war schwarz von russ und der gestank unerträglich. und tatsächlich, als daruman ins erdgeschoss hinuntersteigt, findet er den ort des brandherds: alles was von den altpapiercontainern im eingangsbereich noch übrig war, bestand aus einigen krümeln plastik.

nun, im zuge seiner ausbildung zum kommunikationsexperten hat daruman in den letzten monaten ständig eine österreichische zeitung gelesen. darin hörten die kommentatoren im lichte der neulichen unruhen in französischen vorstädten nicht auf, zu betonen, das so etwas in einer österreichischen stadt niemals passieren würde. nicht weil sich die jungen köpfe so weit im osten weniger schnell erhitzten (was daruman für möglich hält; die eisigen novemberwinde in wien gefrieren zumindest alle gedanken an revolution in seinem kopf), sondern nach ihrer argumentation weil österreich eine viel offenere und tolerantere integrationspolitik für immigranten verfolgt.

also handelt es sich nur um eine willkürliche brandstiftung ("ein ungeschickter bewohner, der die container mit überlebensgrossen aschenbechern verwechselt" geht bei daruman nicht als unfall durch). wie beruhigend. wenn der täter kein pyromane war, dann braucht sicher jemand auch in der leopoldstadt mehr perspektive.

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